Wutrede: Jeder Plastikbecher ist ein Statement, Leute!

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Manchmal bleiben mir mein Glaube und mein Optimismus im Halse stecken. Das passiert nicht allzu häufig. Eigentlich denke ich schon, dass wir es irgendwie schaffen können, unsere Erde so zu schützen, dass wir und die nachfolgenden Generationen noch hier leben können. Grade in diesem Moment fällt mir das ganz schön schwer. Ich ärgere mich so sehr. Über Unternehmen, die ausschließlich ihre Gewinne maximieren wollen. Über Konsumenten, die überhaupt nicht nachdenken. Über Konsumenten, die sogar schon einiges wissen, ihr Wissen aber ignorieren. Zeit für eine kleine Wutrede. Macht was draus!

Aber von vorne. Ich war die letzten beiden Tage auf der Biofach-Messe. Da habe ich also sowohl eine Menge Menschen, als auch eine Menge Produkte zu sehen bekommen. Und in tiefe Abgründe habe ich geblickt.

Müll, Müll, Müll, MÜÜÜÜÜÜLLLLLLLLL

Leute, echt, was ist los mit euch? Und damit meine ich die Marken genau so sehr wie die Messe-Veranstalter, EinkäuferInnen, Presseleute und wer da sonst noch so herumgesprungen ist. Warum ein so großes Messeformat kein Pfandsystem implementieren kann, ist die eine Frage. Warum aber wirklich kaum ein Stand wiederverwertbares Geschirr verwendet, ist die andere Frage. Die Brauereien hatten alle Gläser. Fast alle anderen Getränkehersteller haben Samples in kleinen Plastikbechern ausgegeben. WARUM? Immerhin kann man ja vorsorgen, jeder halbwegs bewusste Mensch sollte eh einfach einen wiederverwendbaren Kaffeebecher in der Tasche haben. Ich habe, auch an Messetag zwei, fast überall zu hören bekommen, dass ich die bisher einzige war, die ihren eigenen Becher hingehalten hat, um etwas zu probieren. Kann man zwischendrin einfach mal ausspülen, es ist so einfach. Ebenso wie Besteck. Einfach einen Löffel in die Tasche, vielleicht noch eine Gabel und auf geht’s. Da muss man doch nicht an jedem Stand einen neuen einmal für eine Sekunde benutzen und dann wegwerfen. Auch Rohstoffe wie Holz müssen ja wachsen, verarbeitet und versandt werden.


Mein megagutes Besteck-Set. Passt in jede Handtasche und spart so viel Plastik ein!

Die Produkte selbst: Beispiel Quetschies

An manchen Stellen gab es dann auch in Plastik eingepackten Quatsch. Wozu genau gibt es noch immer Quetschies? Um dem Kind innerhalb von Sekunden süßen Fruchtbrei zu verabreichen? Um kurz Ruhe zu haben? Ich weiß es nicht. Diese bescheuerten Teile bleiben dem Planeten locker 10mal so lange erhalten wie die Kinder selbst. Das ist doch absurd. Reibt einen Apfel, zerquetscht eine Banane, püriert ein paar Beeren. Das ist echt nicht schwer. Oder lasst das Kind einfach ein Stück Banane essen, die ist eh weich. In der S-Bahn saß dann eben eine erwachsene Frau neben mir, die sich so ein Teil in den Mund gequetscht hat. Seriously?

Die Produkte selbst: Beispiel Getränke

Kapsel-Kaffee, Dosen, Plastikflaschen (Einweg und Mehrweg), Tetrapacks… ich habe auf der Messe ganz wenig Mehrweg gesehen. Angeblich möchte der Handel (und somit die Endkonsumenten) das so. Das wird mir jedenfalls an den Ständen erzählt. Besonders frisch gepresste Säfte landen in Plastikflaschen, keine Ahnung warum.

Die Produkte selbst: Beispiel Kosmetik

Auf der angeschlossenen Vivaness-Messe habe ich eine Menge Naturkosmetik bewundert. Und mich erschreckt, wie wenig über alternative Verpackungslösungen dort nachgedacht wird. Hier und da gab es gute Ansätze oder sogar Zero Waste Produkte. Das Groß war allerdings einfach in Plastik verpackt. „Man will doch auch was schönes für’s Bad“ sagte mir die Dame an einem Stand. Ja, will ich. Aber an bunt eingefärbten Plastikflaschen kann ich nichts schönes (mehr) finden.

Mich macht das wütend und traurig und nachdenklich. Wie kann das sein, dass auf einer BIO-Messe so wenig auf ökologische Sinnhaftigkeit geachtet wird?

Der Wahnsinn geht weiter… Am Bahnhof

Nun musste ich mich von der Messe verabschieden um meinen Zug nach Berlin nicht zu verpassen (Einschub: Der Zug braucht drei Stunden, trotzdem habe ich mitbekommen, dass einige diese Strecke nach Berlin fliegen, so sad!). Am Bahnhof habe ich gemerkt, dass ich meine Trinkflasche nicht eingesteckt habe. Ich habe nach einem regionalen Glasflaschenwasser Ausschau gehalten und keines gefunden. Nur Plastikflaschen, Einweg. Von Nestle, Danone, Coca Cola und Co. Sowas kaufe ich nicht. An einem Stand gab es immerhin Lemonaid, die habe ich dann genommen. Die Leute am Bahnhof haben für mich gefühlt eben auch besonders viel Trash gegessen, besonders viele coffee to go getrunken und besonders viel Obststückchen in riesigen Plastikbehältern herumgeschleppt. Vielleicht habe ich heute auch nur noch mehr darauf geachtet, als sonst. Das hat mir den Rest gegeben.


Coca Cola passt für mich eh nicht auf eine Bio-Messe. Aber dass die jetzt ein Produkt rausbringen, das ausgerechnet HONEST heißt ist wirklich absurd.

Jetzt sitze ich im Zug, neben mir der Typ isst unfair gehandelte Schokolade und ich sehe auf einen Blick drei Plastikwasser und zwei Einwegkaffeebecher auf Tischen stehen. Das wäre alles so leicht zu ändern. Aber es ist anders „bequemer“, das Wasser in Plastik ist „leichter“ und das Obst so schön „praktisch“ mundgerecht zerteilt. Boah, echt, mich kotzt das manchmal nur noch an. Und die Unternehmen freuen sich, weil ihre Markennamen durch die Gegend geschleppt werden.

Ich habe auf der Messe übrigens auch eine Menge toller Menschen getroffen und Super-Produkte gefunden etc., dazu schreibe ich euch auch noch was auf. Aber das hier musste dringend und zuerst raus.

4 Kommentare zu “Wutrede: Jeder Plastikbecher ist ein Statement, Leute!

  1. Interessante Ansätze. Ich habe auch den Kopf gestrichen voll von so viel Plastik aber denke, dass langsam die Menschen erwachen und die Trendwende kommt. Lieben Gruß und Danke für den schönen Beitrag

    • Hi Joel,
      ich glaube auch, dass es immer mehr Leute wissen. ich bin aber immer schockiert davon, wie wenig Leute das mit sich selbst in Verbindung bringen… stetig weiter dran arbeiten 🙂
      Liebe Grüße
      Anna

  2. Du hast so recht!
    Ich fühle zu 100 % wie du. Wie passt Natur- oder Bio überhaupt zu Plastik? Ich werde das nie verstehen! Aber ich denke trotzdem, es bewegt sich etwas. Zwar noch langsam aber immerhin. Ich bin auch an etwas nachhaltig Schönem dran,…bisschen dauert es noch. Liebe Grüße, Isabella

    • Ich hatte ehrlich gesagt etwas mehr Bewegung in der Branche erwartet – wie man meinem Artikel gewiss anmerkt. Dennoch hoffe ich, dass sich die Unternehmen durchsetzen, die gute Ansätze und Ideen haben! Liebe Grüße

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