Geständnis: Ich war echt nicht gerne schwanger.

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Vorweg: Ich bin extrem dankbar dafür, dass ich zweimal „einfach so“ schwanger geworden bin. Kein Kinderwunschzentrum, kein Hoffen und Bangen, keine Fehlgeburten. Gar keine Frage, das ist so, so viel wert. Dennoch habe ich in beiden Schwangerschaften gelitten, mich selten gut gefühlt und bin insgesamt einfach nicht gerne schwanger gewesen.

Die Angst am Anfang

„Sag bloß keinem was vor dem Ende 12. Woche, es ist ja noch so unsicher.“ Ja, vor allem ich war verunsichert. In beiden Schwangerschaften hat mich diese 12-Wochen-Frist wahnsinnig gemacht. Ich hatte einfach Sorge, dass dem kleinen Zellhaufen in mir drin noch irgendwas passiert. Absurd, oder? Noch nicht mal ein Mensch, aber ich hab es trotzdem schon so geliebt. Beim zweiten Kind kam die Sorge hinzu, es am Ende doch nicht so sehr lieben zu können, wie das erste. (Spoiler: irgendwie geht das!)

All das Blut

In der zweiten Schwangerschaft hatte ich gegen Ende der „magischen“ 12 Wochen heftige Blutungen. Deutlich stärker als zur Menstruation, teilweise mit dicken Klümpchen versehen. Ich weiß nicht, wie oft ich dachte, dass „es“ das jetzt war.  Es stellte sich dann heraus, dass ich ein Hämatom in der Gebärmutter hatte. Das kann wohl manchmal vorkommen und ist nicht ganz genau erforscht, woher es kommt (Ich unterstelle, dass wenn das bei Männern manchmal vorkommen würde, gäbe es dazu mehr Erkenntnisse, aber das ist zugegebenermaßen ein anderes Thema) und was man dagegen tun kann. Es wird vermutet, dass es beim Einnisten der Eizelle passieren kann. Wenn das Hämatom nicht allzu groß ist und nicht total ungünstig sitzt, ist es aber ziemlich harmlos. Es muss nur abbluten. Falls ihr das mal haben solltet: Das blutet echt viel. Ich war zweimal beim Gynäkologen und einmal im Krankenhaus. Jeweils mit der Vorstellung, dass ich wohl nicht mehr schwanger bin. Ich hab in der Zeit so viel Sorge gehabt und geweint. Die Erwartung der Leute ist ja eher, dass man superhappy ist und die ganze Zeit den wachsenden Bauch streichelt und gedankenverloren von der Zukunft träumt. Ich war mit bluten und sorgen beschäftigt. Nun ja.

Immerhin: Die Eiscafés hatten auch im Lockdown geöffnet.

Irgendwas tut immer weh, allein deswegen war ich nicht gerne schwanger

Ich habe mich gefühlt von einem Zipperlein zum nächsten geschleppt. Leistenziehen hier, Übungswehen dort. Karpaltunnelsyndrom, Rückenschmerzen, nicht mehr richtig liegen und nur im Schneckentempo spazieren gehen können. Ich hatte nur etwa drei Wochen in der letzten Schwangerschaft, in denen ich mich fit und vital gefühlt habe. In denen ich dachte, mein Körper und ich sind für all das gewappnet, das da noch kommt. Mir haben Stellen weh getan, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie habe. Dahingehend war es ganz interessant: Ich kenne eine Menge neue Stellen. Zum Glück hatte ich ein tolles Team auf Arbeit, das mir direkt viel abgenommen hat, grade was Events und Reisen anging – und noch so viel Resturlaub, dass ich verhältnismäßig lange schon zuhause sein konnte.

Die Körperwahrnehmung

Ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die die Körper von Schwangeren total ästhetisch finden. Ich finde es bei anderen auch oft toll und aufregend. Bei mir selbst finde ich diese derbe Veränderung aufreibend. In neun Monaten habe ich einmal fast 30 und einmal fast 20 Kilo zugenommen. Ich war soooo schwerfällig. Die Lieblingsklamotten passen nicht, ich bin nicht so wenig wie sonst (haha) und erkenne mich selbst im Spiegel kaum. Ich gehörte nun auch nicht zu den Schwangeren, die genau sie selbst blieben und eben ein kleines Bäuchlein hatten. Alles an mir wurde massiv. Meine Beine, mein Gesicht, meine Arme. Ciao. Abgesehen davon, habe ich mir eben nicht mehr alleine selbst gehört. Man muss aufpassen, was man isst und trinkt (kein Alkohol, wenig Koffein, keine Rohmilch… ständig nachschauen, was erlaubt ist und was nicht hat mich genervt) und was man tut. Ab wann ist Fahrradfahren unsicher, darf ich eigentlich dies und jenes noch. Man kann natürlich nichts in dem Sinne alleine machen, das Baby ist immer dabei. 

Die bevorstehende Geburt

Und irgendwann, als ich so richtig rund war, wurde mir klar: Nun, das Kind muss da auch bald raus. Und das wird harte Arbeit. Ich hatte richtig Angst, grade vor der Corona-Situation und Sorge, mein Mann dürfe nicht mit in den Kreißsaal. Die Vorstellung, alleine mit fremden Hebammen das Baby zur Welt bringen zu müssen, hat mich unerwartet stark mit Angst erfüllt. Durch ein paar glückliche Wendungen habe ich dann noch kurzfristig einen Platz im Geburtshaus ergattert und konnte damit die Angst vor der Geburt nach und nach ablegen, was für ein Glück! Dafür bin ich unendlich dankbar.

Am Tag der Geburt. Wir sollten noch mal eine Runde spazieren gehen, zum Wehen ankurbeln. Hat geklappt.

Funfact: Jetzt wo das Baby da ist (und auch schon fast neun Monate alt ist), sehne ich mich trotzdem manchmal nach der Ruhe und Autarkie aus der Schwangerschaft zurück. Denn im Vergleich zu der ersten Zeit mit einem Baby, ist man als Schwangere direkt flexibel. Aber das Wissen bringt einem in der Schwangerschaft natürlicht gar nichts, wenn man sich unflexibel fühlt und alles weh tut. 

Kategorien Familienleben

über

Mom of 2, irgendwo zwischen Festival und Ökomarkt zu finden. Eiscremesüchtig. Meistens gut gelaunt, manchmal aber auch sehr wütend und voller Weltschmerz - und wer sein Chaos beherrscht, ist ja ein Genie, stimmt’s?

2 Kommentare zu “Geständnis: Ich war echt nicht gerne schwanger.

  1. Ich bin ehrlich gesagt auch nicht sonderlich gerne schwanger. Bin jetzt in der 21. Woche und kann auf der Arbeit kaum mehr sitzen oder stehen. Mir tut der Rücken so dermaßen weh, dabei hab ich noch nicht mal nen großen Bauch. Ich bin jetzt schon froh, wenn mein Baby da ist. Denn gerne sxhwanger bin ich auch nicht. War ich mit meinem Sohn auch nicht.

    Ich muss auch ständig auf Toilette, egal ob Tag oder Nacht. Ich schlafe keine Nacht mehr durch. Mir graut es schin vor den nächsten 19 Wochen

  2. Dörthe Kröplin

    Ein toller Bericht! Mir geht’s ähnlich ! Ich liebe meine beiden Jungs über alles , aber vieles darf man einfach nicht aussprechen! Als ich die 2.Schwangerschaft „bekannt “ gegeben hatte, bekam ich überall nur Ratschläge was ich machen kann, das der große Bruder sich nicht benachteiligt fühlt und wie ich es schaffe ihm weiter das Gefühl bedingsloser Liebe geben zu können. Ich wollte diese Ratschläge nicht, denn davor hatte ich keine Angst. Meine Angst war nicht genug Liebe für den zweiten zu haben. Heute weiß ich es geht! Ich habe auch die Schwangerschaften nicht gemocht und es ging mir schlecht. Aber überall hört man nur das es die schönste Zeit für eine Frau ist. Ich hatte auch große Angst vor der 2. Geburt. Und diese Aussage: als ich nach der Geburt mein Baby im Arm hatte, waren alle Schmerzen vergessen…NEIN, bei mir nicht! Aber wenn man so etwas öffentlich sagt, wird man schief angeschaut….! Zum Glück konnte ich mit meinem Mann und meiner Mutter darüber reden, aber mir tun alle Frauen leid, die das mit sich selbst ausmachen müssen

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