Bye bye Happyland – zwei Buchempfehlungen gegen Rassismus

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Im letzten Jahr kam es zu dem grauenvollen Mord an George Floyd. Danach gab es an vielen Orten auf der Welt Black Lives Matter-Demonstrationen und das Instagram-Phänomen in Form des Postens von schwarzen Quadraten. Allerhöchste Zeit, sich den eigenen Rassismus und den des Landes, in dem man lebt, mal genauer anzusehen und zu verstehen.

Ich bin doch nicht rassistisch!

Tatsächlich engagiere ich mich schon sehr lange gegen Rassismus. Mit 15 Jahren gründete ich mit Freunden eine Jugend-Antifa-Gruppe, bin auf unzähligen Demos gelaufen, habe von meinem Taschengeld Farbe für Transparente gekauft und stehe schon lange auf, wenn ich klaren Rassismus erkenne. Was mir auffällt ist, wie viel ich mich immer auf die Feinde konzentriert habe, nämlich auf „die Nazis“ und wie wenig sowohl auf die Opfer von Rassismus als auch auf meine Freunde, meine Familie und mich selbst. Wie nötig aber genau auch das ist, haben mir in den letzten Wochen unter anderem zwei Bücher verdeutlicht, die ich euch ans Herz legen möchte.

Tupoka Ogette – exit RACISM

Tupoka arbeitet als Expertin für Vielfalt und Antidiskriminierung. Sie leitet Trainings, Workshops und Seminare rund um das Thema Rassismus. Ein bisschen wie ein Workshop ist auch ihr Buch aufgebaut. Sie nimmt uns weiße Menschen an die Hand und erklärt ruhig, sachlich und dabei auch eindringlich, wie sich deutscher Rassismus erklärt und wie wir ihn bekämpfen können. Tupoka ordnet die Angst der weißen Deutschen, dass etwas irgendwie rassistisch sein könnte, in den historischen Kontext und ruft aber dazu auf, dass wir uns damit trotzdem auseinandersetzen müssen. Sie beschreibt und erklärt, warum unsere ganze Gesellschaft auf rassistischen Gedanken und Taten fußt und gibt Raum, sich damit auseinander zu setzen. Ich habe mich von dem Buch nie angegriffen gefühlt, wenn auch ich an vielen Stellen schlucken musste, ein paar Dinge noch genauer nachlesen möchte (es ist erschreckend, wie wenig ich in der Schule etwa über deutschen Kolonialismus gelernt oder die Maafa gelernt habe. Nämlich ungefähr nichts) und mich an einigen Stellen auch ertappt gefühlt habe. Um rassistisch zu sein muss man nicht AfD wählen, auch viele kleine, unbewusste Handlungen können auf Rassismus fußen. Das Buch hilft, diese Situationen zu erkennen, das anzunehmen und sich zu ändern.

Alice Hasters – Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten

Ich hatte das Buch von Alice zuerst gelesen, rückblickend würde ich die Reihenfolge aber ändern. Alice schreibt deutlich autobiographischer. Man kann sagen, dass sie viele der von Tupoka aufgezeigten Felder greifbarer macht. Ihre Erfahrungen verdeutlichen, was es bedeutet, als nicht weiße Person in diesem Land aufzuwachsen und zu leben. Sie nimmt uns mit in ihren Alltag, lässt uns an Beschimpfungen oder Diskriminierungen, denen sie ausgesetzt war, teilhaben. Auch Körpermerkmale wie Haare, Haut, Muskeln oder der Po sind Thema, denn darauf wird sie immer und immer wieder angesprochen. Und darauf, woher sie denn nun wirklich komme. Also so richtig, in echt. Köln wird als Antwort selten akzeptiert. Sie gibt eine Menge Hinweise, wie man eigenen Rassismus verstehen und bekämpfen kann.

Warum ich die Bücher empfehle

Beide Bücher verdeutlichen, wie rassistisch unsere Gesellschaft aufgebaut ist, ohne dass man sich als LeserIn davon angegriffen fühlen muss. Was man dann am Ende mit den Informationen macht, bleibt einem selbst überlassen. Ich kann klar sagen, dass ich noch achtsamer durchs Leben schreite, auf meine Sprache achte und auf meine eigenen, teilweise eben auch rassistisch geprägten Denkmuster. Und an genau diesen Stellen muss man dann ran und besser werden, die Geschichte aufarbeiten und sich dem stellen – jedenfalls, wenn man den Rassismus hierzulande minimieren möchte. Die Bücher sind auch ein Aufruf, selbst lauter zu werden und aktiver zu sein. Eben nicht weghören, wenn die Nachbarin Menschen anderer Herkunft diskriminiert oder der Onkel darauf besteht, Worte zu benutzen, „weil er sie schon immer benutzt hat“. Aufstehen, wenn in der Tram die Frau mit Kopftuch angepöbelt wird und sich seiner eigenen Privilegien bewusst sein. Bei all diesen Schritten helfen die beiden Bücher enorm.

Es gibt die Bücher übrigens beide als Hörbücher auf Apple Music und Spotify.
Auf der Website exit-racism.de findet ihr weiterführende Literatur und Links zu Videos und anderen Beiträgen.
Wenn ihr die Bücher kaufen wollt, denkt dran: support your local!

Welche Bücher haben euch rund um dieses Thema besonders bewegt?

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