Lieblingsort: Null Prozent, der erste alkoholfreie Späti

Was kann man trinken, wenn man nicht trinkt? In vielen Lokalen gibt es nur Saft oder die Klassiker Cola – Fanta – Sprite. Aber nur weil man keinen Alkohol trinken möchte, möchte man doch auch ein tolles Erlebnis, guten Geschmack im Mund und Vielfalt. Das dachten sich auch Isabella und Katja, als sie mal wieder verkatert in der WG-Küche aufeinandertrafen und den Tag über abliefern mussten. Ein paar wenige Jahre später haben die beiden Frauen den ersten alkoholfreien Späti Deutschlands, Null Prozent, inklusive Onlineshop eröffnet.

Ich habe Isabella im Späti besucht und ihr einige Fragen gestellt.

Wann fiel der Entschluss, einen alkoholfreien Späti zu eröffnen und wie lange hat es von der Idee bis zur Umsetzung gebraucht?

2019 haben wir angefangen auf unserer Plattform nüchtern.berlin vorzustellen, welche alkoholfreien Alternativen es derzeit auf dem Getränkemarkt gibt. Zuvor habe ich mit Hilfe einer Tracking-App mehrere Jahre meinen eigenen Alkoholkonsum festgehalten und festgestellt – huch da kommt eine ganze Menge zusammen. Gerade die WG-Zeit mit meiner Co-Founderin Katja war definitiv auch eine Hochkonsumphase. Zu verstehen, wann man mit wem wieviel trinkt ist spannend. Katja und ich trinken oft, um eine Situation einen gewissen Wert beizumessen. Oder einfach um runterzufahren.

Im Januar 2020 waren wir in London auf dem Mindful Drinking Festival. Dort wurde uns klar: Diese Messe wollen wir nach Deutschland holen. Bedingt durch die Pandemie haben wir uns für eine kleinere Form entschieden – Berlin lebt und liebt die Späti-Kultur, der erste alkoholfreie Späti musste es also sein. Als vierwöchiges Pop-Up im Halleschen Haus gestartet, sind wir für drei Monate in die Gallery Goeben in Schöneberg gezogen. Gleichzeitig ging auch unser Onlineshop live. Neu seit Anfang Februar haben wir im Bergmannkiez in der Solmsstaße 30 ein dauerhaftes Zuhause gefunden.

Was findet ihr am Tollsten an eurem alkoholfreien Späti?

Der Souterrain-Flair! Zu uns geht es bergab, aber mit uns geht es auch wieder bergauf. Außerdem ist es immer wieder beeindruckend, jeden Tag genau zu sehen, was wir zusammen unter ein Dach gebracht haben. 

Und was nervt?

Die Getränkebranche ist eine Männerdomäne. Ganz oft werden wir als „die Mädels“ bezeichnet. Es nervt, da immer gegen anzugehen. Interessant auch, dass jeder uns erklären will was wir tun sollten, als hätten wir keinen Plan. Tja, ist aber nicht so. 

Sorry, die Frage kann ich mir nicht verkneifen: Trinkt ihr gar keinen Alkohol mehr?

Doch, wir trinken beide durchaus! Unser Konzept soll kein Nein zum Alkohol sein, sondern ein Ja zum Alkoholfrei. Nur weil man generell Alkohol trinkt, muss man es ja nicht ständig tun. Wir bieten Alternativen für die alkoholfreien Tage. Wir trinken definitiv weniger als früher. Das hängt sicherlich damit zusammen, dass wir jede Menge gute Alternativen am Start haben.

Was sind eure Lieblingsdrinks mit null Umdrehungen?

Unser Geheimtipp ist das Herbal Elixir von Markmans. Eine besondere und rein pflanzliche Alternative aus dem schönen Rheinland. Schmeckt mit Tonic oder alkoholfreien Sekt und macht definitiv süchtig (lacht).

Ansonsten trinkt und empfiehlt Katja den Rotwein von Kolonne Null und Weinkönig. Letzterer ist auch ein echter Bestseller. Ich finde den Pinot Grigio von Dr. Zenzen besonders gut. Er schmeckt kalt köstlich und riecht wie ein Wein mit Umdrehung. Neu im Sortiment haben wir von Dr. Jaglas den Herber Hibiscus. Perfekter Aperitivo für die Frühlingssaison. Mit Tonic aufgegossen besteht der Drink locker jedes Blindtasting. 

Was esst ihr dazu?

Im Moment haben wir so viel zu tun, Ernährung wird weit hintenangestellt. Deshalb kommt bei uns Pizza, Pasta und Pommes auf den Teller. Oft von Molinari gegenüber. Aber Hauptsache vegetarisch.

Wer sind eure Kunden?

Das Vorurteil ist, dass vor allem Schwangere und stillende Mütter bei uns einkaufen. Dabei sind das eher nur 20% unserer Kunden. Es ist, Überraschung, die gesamte Altersbandbreite die Alternativen zu Alkohol suchen. Wir haben jetzt schon einige Stammkunden aus der Nachbarschaft. Grundsätzlich kann man sagen, dass wir wirklich eine Mischung an Kunden haben, worüber wir sehr glücklich sind.

Was sind eure drei Lieblingsorte in Berlin, abgesehen vom alkoholfreien Späti?

Der Hundeplatz auf dem Tempelhofer Feld.

Das 21 Gramm war unser Office, bevor wir den Späti aufgemacht haben.

Die Terrasse von der Monkey Bar ist toll, vor allem wenn die Sonne scheint.

Um eurer Gesundheit nicht zu viel Gutes zu tun…

… trinken wir dann doch ab und an Alkohol, essen Pizza und arbeiten 24/7. 

Und wenn die Pandemie vorbei ist?

Dann schmeißen wir erstmal eine große alkoholfreie Party, machen die ersten Tastings und freuen uns darüber, unseren Kunden richtig ins Gesicht sehen zu können.

Spoiler-Alarm zum Schluss:

Isabella und Katja werden nicht nur demnächst einen weiteren Laden eröffnen – und zwar in Hamburg, sondern sind auch dabei, ein Buch über Mindful Drinking zu schreiben. Der Buchvertrag ist schon unter Dach und Fach. Ich freue mich auf’s Lesen, wenn es dann so weit ist!

Hier findet ihr den Webshop.
Und wer aus Berlin kommt, lässt sich am besten direkt im Laden beraten:
Null Prozent – Späti Edition
Solmsstraße 30
10961 Berlin

Die Fotos sind von Anna, bis auf das Titelbild und das andere Foto von Isabella und Katja. Die beiden Bilder sind mir von nüchtern Berlin zur Verfügung gestellt worden.

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