Ich liebe Würste auch, aber ich esse sie nicht – eine Buchrezension

Ich weiß gar nicht genau, ob ich »Das Tagebuch der Anne Frank« oder »Wir Kinder vom Bahnhof Zoo« zuerst gelesen habe. Was ich aber sicher weiß ist, dass beide Bücher mich stark berührt und geprägt haben, dass es mir schwerfiel Lesepausen zu machen und sie mich nachhaltig beschäftigt haben – man kann sogar sagen, dass sie mich bis heute beschäftigen.

Beide Bücher haben mir auf unterschiedliche Art und Weise die Augen geöffnet oder mir Dinge ins Bewusstsein gerufen, die ich abstrakt gewiss auch schon wusste. Nun habe ich es viele, viele Jahre später geschafft, wieder so ein Buch zu finden: »Tiere essen«.

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Hier geht es um Geschichte, die heute erst geschrieben wird. Massentierhaltung. Ein vergleichsweise neues Phänomen. Und absolut kein Gutes.

Bevor ich dieses Buch las, habe ich durchaus hier und da ein Schnitzel gegessen und in dem Moment erfolgreich weg gedrückt, was da eigentlich dahinter steht. Grade könnte ich nicht mal von der Ahlen Worscht essen, die meine Mama aus einem demeter-Betrieb aus dem Kasseler Landkreis mitgebracht hat. Dabei liegen zwischen jetzt und dem letzten Schnitzel grade mal drei Wochen.

Was ist passiert?

Jonathan Safran Foer beschreibt in dem Buch die Missstände, die es aktuell in der Tierhaltung gibt und woher sie kommen. Auf eine ganz besondere Art und Weise schafft er es, diese ganzen Grausamkeiten aber so zu beschreiben, dass man davon gefesselt wird und immer mehr wissen möchte, statt das Buch angewidert und mit dem Gedanken „ach, der übertreibt ja bloß“ wieder weg zu legen. Er bringt mich zum Nachdenken und zum intensiven Beschäftigen mit einem wichtigen Thema: Essen. Er verknüpft seine eigene Lebensgeschichte mit dem Essen und dem Tiere essen und spickt das Ganze mit unzähligen fundierten Fakten und Geschichten von Menschen, die er während seiner Recherchen kennen gelernt hat. Das sind Farmer (mehr oder weniger „gut“ agierende), Menschen die in Schlachtereien arbeiten, Tierschützer und sogar ein Veganer, der einen Schlachthof gebaut hat. Er beschreibt sie alle mit Respekt und liebevoll – macht aber auch immer wieder deutlich, dass und warum er sich gegen das essen von Tieren entschieden hat.

Er schreibt, dass es durchaus Fleisch gibt, das er vertretbar findet zu verzehren. Allerdings wäre ihm das Herz so schwer geworden, als er jeden Tag aufs Neue entscheiden musste, welche Tieren er es nun „okay“ findet zu essen und welche nicht. Also würde er es lieber ganz bleiben lassen. Das hat mir aus der Seele gesprochen – ich glaube, das war genau das, was mich in den letzten Monaten zunehmend beschäftigt hat und mich immer weniger Fleisch hat konsumieren lassen.

Das Buch ist keine populistische Schrift irgendwelcher engstirnigen Veganer, sondern ein fundiertes, sehr gut geschriebenes Buch über die Realität. Ich wäre dafür, es als Pflichtlektüre an allen Schulen einzuführen – es könnte helfen, ein neues (längst überfälliges) Bewusstsein einzuführen, dass niemand mehr die Augen verschließen und sagen kann, „das wusste ich nicht“.

Ihr merkt schon – absoluter Buch-Tipp meinerseits!

Also nichts wie ab zum Lieblingsbuchladen (amazon macht ihr ja gewiss alle, spätestens seit dem letzten Skandal, nicht mehr, richtig?) gehen und »Tiere essen« kaufen. Man muss danach kein Vegetarier sein – aber man sollte es zumindest aushalten, das zu lesen, wenn man sich des Fleisches bedient. Amen.

1 Kommentar zu “Ich liebe Würste auch, aber ich esse sie nicht – eine Buchrezension

  1. Hallo alle zusammen,

    was ein wunderschöner Ansporn dieses Buch endlich zu lesen!
    Ich gebe zu, es noch nicht gelesen zu haben. Immerhin bin ich bereits leicht vegane Vegetarierin und beschäftige mich recht viel mit dem Thema Essen & Co.

    Ich bin auch der Meinung, es sollte an Schulen eine bessere Bildung bezüglich Fleisch- und sonstigem Nahrungsmittelkonsum betrieben werden.
    Wer mit dem spezifischen Wissen noch so weiteressen möchte wie vorher, dem kann man es wohl nicht verbieten. Jedoch wünsche ich mir für unsere Zukunft und die unserer Natur & Umwelt mehr Interesse und Mitgefühl, sowie weniger Ignoranz und Egoismus.

    Ich arbeite derzeit in einem Büro plaziert neben einer Spanferkel“produktion“. Nicht allein das Wort Produktion in Zusammenhang mit Tieren bringt mich zum Kotzen, nein, auch die wunderschöne Geräuschkulisse der schreienden Schweine, wenn sie mittags in solch hübschen Tiertransport-LKWs angeliefert werden. Wie gut, dass ich gerade tierfreies Müsli gegessen habe.

    Seitenweise könnte ich mich über dieses Thema und meine Erfahrungen damit auslassen.
    Bitte bleibt so wie ihr seid und wendet euch vom Massen(fleisch)konsum ab!

    Viele Grüße!
    Mona

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